Meinen Hass bekommt ihr nicht

Filmplakat: Meinen Hass bekommt ihr nicht

Hass, was für ein starkes Wort! Wie schnell verwenden wir es im Alltag.

Wie schwer es ist, nicht zu hassen, wenn man einen geliebten Menschen durch ein sinnloses Attentat verliert, zeigt uns das Drama MEINEN HASS BEKOMMT IHR NICHT von Kilian Riedhof. In diesem starken Film wird aus der Sicht des Journalisten Antoine Leiris erzählt, wie er versucht, mit dem Verlust seiner geliebten Ehefrau Héléne umzugehen. Sie ist eines der Opfer der Terroranschläge vom 13. November 2015 in Paris im Konzertsaal Bataclan.

Der autobiografische Film beginnt früh am Morgen des 13. November 2015. Als Antoine am Abend von dem islamistischen Attentat erfährt, macht er sich auf die Suche nach seiner Frau. Er sucht panisch nach Héléne in den Krankenhäusern von Paris. Die Handkamera und der Schnitt sind wie der rasende Herzschlag von Antoine, die schnellen Schnitte wirken so, als würde er alles nach ihr absuchen.
Vergeblich! Sie ist tot.

Antoine hat das Bedürfnis, nachdem er Héléne noch einmal sehen darf, über seine Gefühle und seine Gedanken zu schreiben. In seinem Facebook-Eintrag schreibt er, wenn er hasst, würden die Terroristen gewinnen. Er will es vermeiden, dass er Hass an seinen Sohn Melvil weitergibt. Sie werden ihn nicht unterkriegen. Er wird weiterleben. Besonders beeindruckt haben uns seine menschlichen Worte, die er an die Verantwortlichen der Terroranschläge richtet.

Der Facebook-Post wird in kurzer Zeit 20.000 mal geteilt und erscheint daraufhin auf der ersten Seite von der Zeitung „Le Monde“. Die öffentliche Art, wie Antoine trauert, ist eine andere als die seiner nahestehenden Verwandten. Er gibt anderen Menschen Hoffnung und spürt dadurch, dass er nicht alleine ist. In seiner Familie schafft er es nicht, seine Aufgaben zu erfüllen, z. B. den Sarg und ein Kleid für seine große Liebe auszuwählen. Er hat durch dieses schreckliche Ereignis seinen Alltag verloren und muss einen neuen Alltag finden.

Wir finden gut, dass keine Bilder vom Attentat gezeigt werden. Durch die nahe Kamera sind wir direkt bei Antoine und wissen genauso wenig wie er, was an diesem Abend wirklich passiert ist. Trotzdem erfahren wir viel über die Attentate über die laufenden Nachrichten aus dem Off. Antoine als Vater findet durch seinen Sohn Melvil zu seinem Frieden. Durch seine Trauer hat er Probleme damit, aber er lernt es, den Alltag in der neuen Situation zu meistern und wächst als Vater über sich hinaus. Die beiden Darsteller spielen sehr authentisch. Die Dialoge zwischen Vater und Sohn sind glaubhaft und wir können uns in die Trauer der beiden hineinversetzen.

Der berührende Film zu einem grausamen Angriff in unserer Zeit handelt von Verlust, Tod, Leben, Liebe, Verantwortung, Trauer und Alltagsrassismus, der durch Furcht weiter wachsen kann. 4,5 Sterne vergeben wir auch, weil die Art, wie Héléne und Antoine miteinander sprechen, schön ist. Das Ende des bemerkenswerten Films beruhigt, weil es zeigt, dass man trotz des Verlustes weiterleben und etwas Schönes kommen kann. Niemand wird dieses Drama unberührt lassen. Wir können es nicht ansatzweise nachempfinden und trotzdem fühlen wir mit Melvil und mit Antoine stellvertretend für all die, die jemanden verloren haben.

Wir empfehlen den herzergreifenden Film für Jugendliche ab 14 Jahre, die sich für Zeitgeschichte und Politik interessieren.

gegenwärtig
bemerkenswert
ergreifend
realistisch
erschütternd

Gattung:Drama
Regie:Kilian Riedhof
Darsteller:Pierre Deladonchamps; Camélia Jordana; Zoé Iorio; Anaïs Dahl
Drehbuch:Marc Blöbaum; Kilian Riedhof; Jan Braren; Stéphanie Kalfon
Buchvorlage:Antoine Leiris
Kamera:Manuel Dacosse
Schnitt:Andrea Mertens
Musik:Peter Hinderthür
Länge:102 Minuten
Kinostart:10.11.2022
VÖ-Datum:12.05.2023
Verleih:Tobis Film
FSK:12
Förderer:FFA; BKM; Film- und Medienstiftung NRW; Deutsch-Französische Förderkommission; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
Elterninfos:FSK: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist damit beauftragt, auf Basis des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu prüfen, für welche Altersstufen ein Film keine gefährdende Wirkung hat (0, 6, 12, 16 und 18 Jahren). Die FSK-Ausschüsse sprechen Freigaben nach der gesetzlichen Vorgabe aus, dass Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG). Ergänzend zur gesetzlichen Altersfreigabe der Jugendschutz-Experten der FSK spricht die Jugend Filmjury der FBW Filmempfehlungen und Alterseinschätzungen aus. Damit geben die Jurys Hinweise, ab wann ein Film für Kinder geeignet ist. Dies soll Eltern und Kindern bei der Auswahl altersgemäßer Filme helfen, als auch Orientierung geben hinsichtlich ihrer individuellen Ansprüche.
FBW Website:und das sagen die Erwachsenen
FSK Website:fsk.de;
Visionkino:visionkino.de

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