Die Nichte des Polizisten
Hier könnt ihr den Film in der ARD-Mediathek schauen.
Dass unsere Generation aktiv den Fernseher anschaltet, ist nicht mehr üblich. Demnach muss sich das deutsche Fernsehen fragen, wie es wieder Interesse bei uns Jugendlichen weckt. Und genau das war uns wichtig bei der Suche nach einem Gewinnerfilm: Welcher Film fängt uns direkt und fesselt uns auch so an den Fernseher, dass wir eben nicht mehr abschalten?
Unsere Antwort: DIE NICHTE DES POLIZISTEN!
Direkt am Anfang werden wir in die Geschichte hinein gerissen, indem wir zwei Polizist*innen beobachten, die bei einer normalen Pause plötzlich erschossen werden. Dieser Anschlag erinnert an den NSU-Mord an Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 - Ein Fall, der leider aus dem Fokus geraten ist, da er nie richtig aufgeklärt wurde. Mit dieser grausamen Tat beginnt und endet der Film. Spannend ist die dazwischenliegende, mögliche aber fiktive Handlung, die jene Tat zum Leben erwecken lässt.
Die Protagonistin Rebecca gibt ihr Bestes, um als junge Polizistin durchzustarten und den Fußstapfen ihres Onkels zu folgen. Schnell spürt sie die bittere Realität, welche der Beruf Polizist*in mit sich bringt und landet in einem Dilemma zwischen angesehenem Erfolg und eigenen Werten, da es kein klares Schwarz und Weiß, kein klares Richtig oder Falsch gibt. Nur zuschauen und leise bleiben kann sie aber auch nicht, wenn der Berufsalltag nicht mehr nur die Sicherheit der Allgemeinheit betrifft, sondern auch politische Konflikte mit sich bringt, durch die sie selbst gefährdet wird. Gerade mit diesem Film haben wir nicht nur einfach zugeschaut, sondern konnten uns richtig in ihre schwere Gefühlslage hineinversetzen.
Gerade in heutigen Zeiten ist es so wichtig, sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen und als junger Mensch, vor allem in Ostdeutschland, sind die Auswirkungen der immer stärkeren Rechten Entwicklung unausweichlich. Uns war es besonders wichtig einen Film auszuwählen, in welchem wir uns gesehen fühlen – der uns bewegt. Das heißt für uns auch, Kontroversen nicht einfach zu umgehen und auszublenden. Gleichzeitig sollte der Film eine Auseinandersetzung ermöglichen, anstatt mit dem Finger auf Andere zu zeigen. DIE NICHTE DES POLIZISTEN ist ein authentischer, eindrucksvoller und sogar aufheizender Einblick in rechtsextreme Strukturen, die ganz unbemerkt unseren Alltag dominieren können, wenn man sie lässt.
Wir haben diesen Film nicht einfach nur geschaut – Nein, wir haben ihn verstanden. Vor allem Magdalena Laubisch hat es mit ihrem nahbaren Schauspiel geschafft, uns die Geschichte greifbar zu machen und uns das Drama erleben zu lassen. Gerade Themen wie Gruppenzwang, Dazugehörigkeit, Verpflichtungen und Machtmissbrauch werden nachvollziehbar und unterschwellig erzählt.
Und so schön es auch für uns ist, diesen Fernsehpreis hier übergeben zu dürfen, so möchten wir unserer Verantwortung nachgehen, diese Bühne richtig zu nutzen und das hervorheben, was der Film uns an die Hand gegeben hat.
Durch diesen Film reden wir über etwas, was wir nie aus den Augen verlieren dürfen!
Durch diesen Film vergessen wir nicht!
Durch diesen Film sind wir an unsere Verantwortung erinnert!
Unsere Verantwortung ist es, uns mit den Verbrechen der Vergangenheit auseinanderzusetzen und dafür zu sorgen, dass diese in der Zukunft nicht wieder geschehen.
Denn der rechtsextreme NSU hat vor gerade einmal 20 Jahren Bombenanschläge und Raubüberfälle ausgeübt und rassistisch gemordet. Zehn Personen mussten sterben, weil sie Opfer rechter Gewalt wurden.
Heute sitzen offen rechtsextreme Kräfte sogar in unseren Parlamenten und wollen wieder junge Träume für eigene Zwecke missbrauchen. Das darf nicht noch einmal passieren und es steht in unser aller Verantwortung zusammen zu reden, zu lernen und eine lebenswerte Zukunft mit tollen Filmen für alle zu schaffen.
DIE NICHTE DES POLIZISTEN hat uns nicht nur an den Bildschirm gefesselt, sondern mit seinem Appell direkt auf uns gezeigt.
So muss Film und vor allem deutscher Fernsehfilm sein!
| Gattung: | Drama |
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| Regie: | Dustin Loose |
| Drehbuch: | Nicole Armbruster; Rolf Basedow; Gabriela Sperl |
| Kamera: | Clemens Baumeister |
| Schnitt: | Anna Nekarda |
| Musik: | René Dohmen |
| Länge: | 91 Minuten |
| Produktion: | SWR und NDR / Produzenten: Gabriela Sperl, Benjamin Benedict, Mimi Klein |
| FSK: | 12 |
| Elterninfos: | Altersempfehlung der JFJ: Ergänzend zur gesetzlichen Altersfreigabe der Jugendschutz-Experten der FSK spricht die FBW-Jugend Filmjury Filmempfehlungen und Alterseinschätzungen aus. Damit geben die mit Kindern und Jugendlichen besetzten Jurys Hinweise, ab wann ein Film aus ihrer Sicht für das junge Publikum geeignet ist. Dies soll Eltern und Kindern bei der Auswahl altersgemäßer Filme helfen, als auch Orientierung geben hinsichtlich ihrer individuellen Ansprüche.
FSK: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist damit beauftragt, auf Basis des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu prüfen, für welche Altersstufen ein Film keine gefährdende Wirkung hat (0, 6, 12, 16 und 18 Jahren). Die FSK-Ausschüsse sprechen Freigaben nach der gesetzlichen Vorgabe aus, dass Filme und andere Trägermedien, die "geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen", nicht für ihre Altersstufe freigegeben werden dürfen (§ 14 Abs. 1 JuSchG). |
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| FSK Website: | fsk.de; |